Auswirkungen der geplanten Klärschlammverbrennung
am Standort Walheim
Restwärme ohne Abnehmer
Bisher sind keine Abnehmer der entstehenden Restwärme bekannt. Weder ist in Walheim ein Nahwärmeversorgungsnetz vorhanden oder geplant, noch besteht in den Gemeinden Kirchheim oder Gemmrigheim aufgrund vorhandener Kleinkraftwerke in den bestehenden Netzen Bedarf an zusätzlicher Nähwärme. Wohin die EnBW ihre Restwärme entsorgen will, bleibt bisher unbeantwortet.
5 km lange Brüdenwasserleitung
Es bietet sich an, KVAen an bzw. in der Nähe von Kläranlagen zu bauen. Am Standort Walheim müssen die stündlich 10 Tonnen bei der Klärschlammtrocknung anfallenden Abwässer als sogenanntes Brüdenwasser über die Gemarkung Besigheim bis zur 5 km entfernten Kläranlage nach Nesselwörth in Bietigheim-Bissingen befördert werden. Die Klärschlammanlage in Walheim ist für diese Menge an Abwasser nicht ausgelegt.
Geruchsbelästigung
Klärschlammverarbeitung ist immer mit Geruchsbelästigung verbunden, auch wenn er von der EnBW technisch durch Unterdruck in der LKW-Entladestation der KVA ausgeschlossen wird. Sei es auch nur durch die nicht immer zu vermeidenden Störungen im Betriebsablauf oder bei hohen sommerlichen Lufttemperaturen durch die anliefernden LKWs (mit Planenabdeckung) im Außenbereich der KVA oder im Anfahrtsbereich zur KV . Wohngebiete in unmittelbarer Nähe sind besonders betroffen.
Schadstoffemissionen
Auch wenn die Schadstoffemissionen nach Angaben der EnBW im Normalbetrieb im gesetzlichen Rahmen bleiben sollen, führt der dauerhafte tägliche Schadstoffausstoß zur Erhöhung der Schadstoffemissionen und damit zur Gesamtbelastung der Umgebung.
Zerstörung des Landschaftsbildes durch die massive Gebäudefront entlang des Neckars
Die weitere Anhäufung von Industrieanlagen an einer der engsten Stellen des Neckartals verschlechtert das Landschaftsbild nochmals beträchtlich. Schon bisher stören die beiden Kraftwerke mit den lang gezogenen Kohleverlade-Kais und den am Neckartal-Radweg verlegten Verladebahngleisen die idyllische Landschaft.
Durch die Maße der KVA-Industrieanlage (100 m lang, 30 m breit und 39 m hoch – mit Schornsteinhöhe von mindestens 56 m) auf dem jetzigen Kohlelager entsteht eine massive Gebäudefront entlang des Neckars. Denn selbst wenn das Kohlekraftwerk Ende 2023 vom Netz gehen sollte, bleibt das jetzige Kraftwerksgebäude weiterhin bestehen.
Lärm- und Verkehrsbelastung
Die Klärschlammanlieferung erfolgt an fünf Wochentagen von 6-22 Uhr. Bei arbeitsfreien Werktagen erfolgen Anlieferungen durch bis zu 60 LKWs auch samstags. Die bis zu 120 Fahrten (An- und Abfahrt) führen zu erhöhter Lärm- und Verkehrsbelastung. Eine Verladung auf den Bahn- oder Schiffsverkehr ist nicht möglich.
Geplante KVA am Standort Walheim
Die EnBW steigt durch die Inbetriebnahme der Mono-Klärschlammtrocknungs- und -Verbrennungsanlage (KVA) künftig zusätzlich zur Stromerzeugung in die Abfallentsorgung ein.
Der Klärschlamm wird aus Kläranlagen aus einem Umkreis von zunächst 100 km angeliefert (z. B. aus den Stadt- und Landkreisen Aalen, Crailsheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen) sowie schon jetzt angekündigt auch aus Schorndorf.
Genehmigungsbehörde für den geplanten Bau der KVA ist das Regierungspräsidium Stuttgart.
Die EnBW begründet die KVA mit der gesetzlichen Verschärfung der Klärschlammentsorgung im Land und den Folgen der Energiewende.
Die anfänglichen Pläne einer weiteren Industrieanlage zur Phosphor-Rückgewinnung aus der Asche, die bei der Klärschlammverbrennung entsteht, musste die EnBW AG inzwischen aufgeben. Der Standort Walheim ist als Industriestandort für die chemische Aufarbeitung der Klärschlammasche zur Rückgewinnung von Phosphor nicht genehmigungsfähig. Trotzdem warb die EnBW AG damit lange bei der Präsentation ihrer Pläne.
Der Energiekonzern wirbt mit bis zu 20 neuen Arbeitsplätzen (allerdings ohne Übernahmegarantie) statt der heutigen ca. 60 Arbeitsplätze im Bereich des Kohlekraftwerks und mit jährlichen Gewerbeeinnahmen für die Gemeinde Walheim von bis zu 50.000 EUR. (Davon kommen erfahrungsgemäß in der Gemeindekasse nicht mehr als 20.000 bis 25.000 EUR an.)
Das Angebot der EnBW, die entstehende Restwärme in lokale Nahwärmesysteme einzuspeisen, ist irreführend. Weder ist in Walheim ein Nahwärmeversorgungsnetz vorhanden oder geplant, noch besteht in den Gemeinden Kirchheim oder Gemmrigheim aufgrund vorhandener Kleinkraftwerke in den bestehenden Netzen Bedarf an zusätzlicher Nähwärme.
Eckdaten der KVA
(Stand: 23.02.2023)
- Baubeginn: 2024
- Inbetriebnahme: 2026
- Projektkosten: ca. 80 Millionen € (Stand 22.07.2021)
- Gebäude-Dimensionen:
100 m lang, 30 m breit, 38 m hoch - Schornsteinhöhe: mindestens 56 m
- Kapazität: 180.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm pro Jahr,
(Trockensubstanz 25 %) - Klärschlammanlieferung aus dem Umkreis von 100 km: durch täglich bis zu 120 LKW-Fahrten (hin und zurück) an allen 5 Wochentagen und zusätzlich bei Bedarf auch samstags
- Klärschlammtransport durch Schwerlast-LKWs mit Planenabdeckung
- Anlieferungszeiten: von 6–22 Uhr
- Abtransport der Klärschlammasche zu auswärtigen Deponien
- Betrieb der Anlage: 24h an 365 Tagen im Jahr
- Abwassermenge („Brüdenwasser“): 10.000 Liter bzw. 10 Tonnen pro Stunde
Der Kraftwerkstandort Walheim ist
- im Flächennutzungsplan des Gemeindeverwaltungsverbands Besigheim für „Elektrizität“ (Energieerzeugung und -transformation) ausgelegt, nicht für Abfallentsorgung.
- im Regionalplan Stuttgart als „Vorrangfläche für überregional bedeutsame Kraftwerke“ bestimmt.
Die KVA ist eine Mono-Klärschlammtrocknungs- und -Verbrennungsanlage und kein Klärschlammheizkraftwerk!
Fortschreibung des Flächennutzungsplans 2020 bis 2035 des Gemeindeverwaltungsverbandes Besigheim
Um die durch die EnBW AG in die Diskussion gebrachte erweiterte Nutzung durch Abfallentsorgung gegen ihren Willen auszuschließen, beschlossen die Gemeinderatsgremien von Besigheim, Gemmrigheim und Walheim entsprechende Ergänzungen im Rahmen des Verfahrens zur Fortschreibung des FNP im GVV. Der GVV hat in seiner Sitzung vom 19.9.2022 entschieden, die Zweckbestimmung „Elektrizität“ für die Kraftwerksfläche in Walheim im Satzungsbeschluss Anfang 2023 weiter fest zu schreiben.
Amtliche Bekanntmachung des Gemeindeverwaltungsverbandes Besigheim
Legende
Planausschnitt Walheim
Der neue Stöckach –
Ein gutes Beispiel für Walheim
Wohnen & Leben
der Zukunft
Nach 60 Jahren Kohlekraftwerk eine denkbare Möglichkeit einer nachhaltigen Nachnutzung des Kraftwerkstandorts in Walheim.
Ehemaliges Betriebsgelände „Stöckach“ wird zum modernen Stadtquartier. Wie eine nachhaltige Umfunktionierung eines Betriebsgeländes funktionieren kann, zeigt die EnBW in Stuttgart bei ihrem zukunftsweisenden Projekt "Der neue Stöckach".
Innovativ & Bürgernah – So geht echter Dialog.
Leider wurde das Projekt der EnBW AG überraschend aus Kostengründen im April 2023 aufgegeben. Die weitere Verwendung des Grundstücks ist offen.